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Marbacher Exponate






Hasenclevers Yoga
Ein Dichter in der Pflugstellung

Von Michael Bienert

Der Dichter am Telefon, mit Tennisschläger, am Lenkrad seines Autos, flankiert vom Bubikopf der Freundin: In solchen Bildern spürt man das Lebenstempo und die Betriebstemperatur der Zeit zwischen den Weltkriegen.

Die jungen Autoren gaben sich geschäftstüchtig, sportiv und mobil, darin machte der Dramatiker Hasenclever keine Ausnahme. Als Korrespondent des Berliner „8-Uhr-Abendblatts“ ging er 1924 nach Paris, leistete sich einen französischen Kleinwagen und rühmte die Fortschritte des Autoverkehrs. Nach der Besichtigung eines Rolls-Royce auf einer Pariser Messe schrieb er, „daß hier an Schönheit und Präzision ein Kunstwerk geschaffen ist, das an die besten Leistungen vergangener Zeiten heranreicht ... Ein Ahnung ewiger Harmonie wird spürbar; das Streben des menschlichen Geistes, zur höchsten Vollendung zu gelangen“.

Auf der Suche nach spiritueller Erleuchtung beschäftigte sich Hasenclever eingehend mit den Lehren des Mystikers Svedenborg, den er übersetzte, und mit dem Buddhismus. Das abgebildete Foto zeigt ihn bei einer Yogaübung, genannt Halasan oder Pflug, am Strand von Nizza. Wie nah er beim Yoga dem Ziel kam, sich als Eines mit der Weltseele zu fühlen, bleibt sein Geheimnis. Genützt hat die Mühe dem Geistesarbeiter gewiß: Schon einfache Yogaübungen regen die Durchblutung des Gehirns an und fördern die Konzentration. Zudem kräftigt die Pflugstellung Nacken, Rücken und Lenden, typische Problemzonen bei Angehörigen schreibender Berufe.

Dieser Beitrag erschien zuerst in der "Stuttgarter Zeitung" - die Veröffentlichung erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Autors. Foto: © Andreas Bahler/ DLA Marbach. Das beschriebene Exponat ist in der Dauerausstellung des Literaturmuseums der Moderne (LiMo) in Marbach zu sehen.